Welches Motorenöl?
Diese Frage stellt sich nicht nur dem eingefleischten P3-Fahrer, sondern jedem Besitzer eines Oldtimers. Besonderst der Frage der verrußten Zündkerzen galt es bei dieser Problematik auf die Spur zu kommen. Jeder von Euch dürfte, wie ich, damit zu kämpfen haben, dass das Kerzengesicht nie die gesunde rehbraune Färbung früherer Zeiten aufweist. Plötzliches Zündversagen ein oder mehrerer Zylinder besonderst in der Kaltstartphase sind dann die Auswirkungen. Die betreffende Kerze ist keinesfalls defekt, sondern versieht nach gründlicher Reinigung ihren Dienst, als währe nichts gewesen, bis sich die nächste Rußschicht gebildet hat.
Dies betrifft jedoch nicht nur den P3, sondern auch andere Viertakt-Oldies wie z.B. NSU OSL 351, AWO und EMW, um nur einige Fahrzeuge meiner Sammlung zu nennen. Nun zerbrechen wir uns im Oldtimerclub schon eine ganze Weile den Kopf darüber woran das liegt. Fahrzeuge die bis zur "Wende" ohne Probleme Ihren Dienst versahen machen urplötzlich Probleme mit schwarzen Kerzen. Mein Resümee: Der Kraftstoff muss schuld sein. Ich erzielte mit relativ mageren Vergasereinstellungen und neu geschliffenen Zylindern zumindest gute Teilerfolge, das Problem an sich blieb jedoch. Was tun? Ein Freund brachte mich auf die richtige Spur!
Das Öl, ja auch das Motorenöl hatte sich seit 1989 geändert. Bisher verwendete ich in allen Fahrzeugen das allseits bekannte und gängige 15W-40 ohne Probleme. Wohl wissend um die besondere Eigenschaft moderner Motorenöle, dass sämtliche Ablagerungen in Schwebe gehalten werden und so bei Fahrzeugen ohne modernen Ölfiltersystem ein häufigerer Ölwechsel vorzunehmen ist. Positiver Nebeneffekt: bei der Demontage eines Motors ist dieser immer schön sauber im Inneren, der Ölschlamm wie es Ihm früher gab tritt nicht mehr auf. Nun galt es ein Öl zu finden, welches unlegiert war und trotzdem sicher und zuverlässig im Viertakter seinen Dienst versah. Nun finde Mal ein Öl welches eine Bezeichnung in Englergraden besitzt oder 03HD Mot 08 (wie es in der Betriebsanleitung des P3 steht) entspricht.
Es gibt ja auf dem Markt "spezielle" Oldtimeröle und hätte ich nur ein oder zwei Motorräder zu versorgen, würde ich sicherlich auf diese zurückgreifen, aber beim P3 mit 9 Liter Ölvolumen ist sicherlich keiner bereit für minderwertiges Öl (das ist nicht böse gemeint, aber unlegierte Öle sind das billigste vom billigen) die überteuerten Oldieöle zu verwenden.
Nun kam mir meine NSU-OSL 351 zu Hilfe, und das war so: bei der Recherche in einem alten ESSO-Buch für Motorradfahrer stieß ich auf eine Schmiermitteltabelle die für den Sommerbetrieb ESSOLUBE50 für den Winterbetrieb ESSOLUBE40 für meine NSU vorsah. Nur nebenbei, ESSOLUBE50 kam laut diesem Buch auch bei sämtlichen Zweitaktern als Mischöl zum Einsatz. Es handelt sich dabei um unlegiertes Einbereichs Motorenöl, welches keine Notlaufeigenschaften wie moderne Öle besitzt und dessen Schmierwirkung nur auf seiner Viskosität beruht (schwimmende Lagerung der beweglichen Teile).
Nun ergab die Nachfrage beim ESSO-Händler erstaunliches: ESSOLUBE gibt es immer noch unverändert unter gleicher Bezeichnung! Zum Einsatz kommt dieses z.B. in Viertakt-Rasenmähern (leuchtet ein, hat ja auch keinen Ölfilter). Es gibt davon 30er und 50er Viskosität, welches zu gleichen Teilen gemischt automatisch Viskosität 40 ergibt. Der Preis war für mich genauso erfreulich, rund 2 EURO der Liter!!! Nun zur Sache: ich entschied mich erst mal für das dicke ESSOLUBE50, welches in 20,60 und 200Liter Gebinden erhältlich ist. Mein ESSO-Buch verriet nämlich auch, dass bei erhöhten Kolbenspiel und somit höherem Ölverbrauch einfach das nächst dickere Öl zu fahren ist.
Das Resultat der ersten Probefahrt war einfach fabelhaft!!! Eine bis dahin nur noch von meinen Zweitaktern gekannte rehbraune Kerze sowie ein merklich angestiegener Öldruck waren nach schon 8 bei kaltem Wetter gefahrenen Kilometern das Ergebnis. Ebenso hat das Qualmen aus dem Auspuff aufgehört und die Maschine läuft merklich ruhiger (Das Öl ist ja auch sehr viel dicker!). Nachteil ist hier einzig, dass die Schlammablagerungen wieder auftreten werden (Selbstreinigungseffekt des Öles) und das zum Ölwechsel der Motor richtig heiß sein sollte, das Öl ist wirklich sehr dickflüssig.
Hier noch ein paar Hinweise meines ESSO-Händlers, der sich als Mann vom Fach erwies: Die modernen Additive, welche mit dem Öl in den Brennraum gelangen sind der Grund für die Rußablagerungen, diese werden nur noch bei hochgezüchteten Motoren verbrannt. Viele Probleme mit Dichtungen sind auch auf diese Additive zurückzuführen, sie spülen die Schlamm- und Rußablagerungen aus den Poren des Dichtungsmaterials und der Motor fängt überall an zu laufen wie eine Ölsardine. Auch empfiehlt sich das von früher bekannte 2-3 minütige warmlaufenlassen des Motors, um sicherzustellen, dass das Öl vor der Belastung der Maschine auch alle Schmierstellen erreicht. Weiterhin sollte bei anschließendem Fahrtantritt der Motor mit verhaltener Drehzahl auf Betriebstemperatur gebracht und erst dann voll belastet werden. Man spürt anfangs wirklich, das der Motor schwerer geht wie sonst, aber mit steigender Temperatur nimmt dann das Temperament deutlich zu und man kann so richtig den Sieg über die verrußten Kerzen genießen........
Ich wünsche Euch viel Erfolg und hoffe, dass ich Euch weiterhelfen und viel Arbeit ersparen konnte!
Andre`
1. Nachtrag der mir aufgrund der vielen Nachfragen notwendig erscheint:
ESSOLUBE wird bei ESSO nicht als Motorenöl geführt sondern als Verdichteröl!
Die genaue Bezeichnung des von mir verwendeten ÖL`s
ESSOLUBE X 301
SAE 50
API CF/SG
Ich kann aufgrund Eurer Reaktionen auch nicht die Nachfrage an der ESSO-Tanke empfehlen, da diese Leute nicht direkt vom Fach sind und sich in der Regel nicht als kompetent erweisen. Macht Euch die Mühe und fahndet nach einem ESSO-Vertreter (Großhändler) in Eurer Nähe (gelbe Seiten), denn dieser kann mit Sicherheit weiterhelfen.
2. Nachtrag
Ein rühriger Mitstreiter teilte mir mit, das Esso den Vertrieb des von mir bezeichneten Öl`s, zugunsten der teuren Classicöle, eingestellt haben soll . Eine neue immer noch preiswerte Alternative stellt das Addinol M50, unlegiert für Oldtimer-Motore, dar. Dies gibt es den Liter zu 3,50 € im 20l-Kanister. Mit diesem Öl habe ich bisher keine Erfahrung. Ich danke an dieser Stelle für die freundliche Unterstützung!
3. Nachtrag
Nachdem ich meine Bestände an Essolube aufgebraucht habe, bin ich wieder an den Händler meines Vertrauens heran getreten und habe nun die neue Bezeichnung des Öles bekommen. Esso ist mit Mobil fusioniert und hat damit auch die Produktpalette "harmonisiert". Die neue Bezeichnung lautet:
Mobil Delvac 1350 (die 50 steht für die Viskosität)
Der Preis inkl. Mwst. beträgt beim 20 Litergebinde 2,60Euro je Liter.
Hier noch eine Ergänzung von einem netten Mitstreiter (ich selbst hab damit noch keine Erfahrung):
Für Länder mit schlecht
additivierten Kraftstoffen
z.B.China, hat MB bei BASF einen Kraftstoffzusatz entwickeln lassen.Der
Handelsname ist" KEROPUR 3131 S45"; die MB-Best.-Nr. ist A
000 989 25 45
( Kraftst.Additiv); es sind Weissblechkännchenn mit Auslauftülle zu 100ml
u. einem Preis um die 5,00 €.
Zur Produktinfo schreibt man:
- hält das Einlassystem sauber
- verhindert Einlassventilverkokungen
- reduziert bestehende Ablagerungen u, Verkokungen im Einl.-Syst. u.auf den
Einl.-Ventilen
- reduziert Emissionen
- reduziert den Verbrauch u. damit Kosten
Bei BASF in der Home-Page steht noch Geaueres z.B. dass es auch für moderne
Dieselmotoren geeignet ist, die ja durch AGR oft stark verrusst sind.
Ich habe es probiert und trotz legiertem Motoröl habe ich keine verrussten
Kerzen mehr und der Blaurauch ist auch weg.
Danke an Michael!
Hier noch ein Tip von Lutz, welcher schon seit 10 Jahren damit bestens fährt Shell Extra C SAE-30
Danke auch an Lutz!